Mit 16 dachte ich, ich muss als Jugendliche erfolgreich ein Buch veröffentlichen, sonst werde ich nie eine richtige Autorin. Also veröffentlichte ich ein Buch. Einige von euch werden sich daran erinnern und haben es vielleicht sogar gelesen: Das Volk der Wölfe.

Wenn mich heute jemand darauf anspricht, hüstel ich peinlich berührt, denn besagte Geschichte war natürlich in keinster Weise bereit, um gedruckt zwischen Buchdeckeln zu landen. Ich war einem Mythos der Buchindustrie erlegen. Sicher, für den ersten Entwurf eines Romans einer Jugendlichen war es vielleicht nicht schlecht. Eventuell hätte man sogar einen wirklich guten Roman daraus machen können. Aber ich war zu ungeduldig und kannte mich zu wenig mit Buchveröffentlichungen aus. Heute weiß ich, dass Schreiben eine Fertigkeit ist, die man erlernt und ein Manuskript viel Überarbeitung braucht, bevor es überhaupt in die Nähe von Buchdeckeln kommen sollte. Der allererste Roman ist dafür selten bis nie geeignet.

Heute bin ich 26 Jahre alt geworden. Zehn Jahre später habe ich mir wieder vorgenommen einen Roman zu veröffentlichen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dass es diesen Sommer geschehen sollte. Aber diesmal möchte ich es richtig machen. Das heißt, das Manuskript wird lektoriert, korrigiert, bekommt eine professionelle Gestaltung und alles, was sonst noch dazugehört. Das ist eine Menge Arbeit, von der vieles nicht von mir sondern von anderen Selbstständigen erledigt wird. Hier habe ich mich zwar gut informiert, aber dennoch geht wie immer im Leben nichts über learning by doing. So bin ich davon überrascht worden, wie viel Zeit die einzelnen Schritte bis zur Veröffentlichung in Anspruch nehmen. Teilweise habe ich mir das selbst eingebrockt, da ich zu spät Termine angefragt habe. Und teilweise brauchen Dinge nun mal einfach Zeit.

Seit einigen Wochen zeichnet sich also ab, dass aus der Veröffentlichung im Sommer nichts wird. Ich könnte es mit Biegen und Brechen erzwingen. Aber warum? Ich musste mich dann erinnern, dass ich keinen Grund zur Eile habe. Wichtig ist nicht, dass ich die Geschichte möglichst bald veröffentliche. Wichtig ist, dass meine Illustratorin genug Zeit hat, um kreativ arbeiten zu können. Wichtig ist, dass ich eine Sensitivity Readerin finde, mit der ich mich wohl fühle. Ich muss euch also noch um etwas Geduld bitten. Das Buch wird nicht in diesem Sommer erscheinen. Aber es wird in der bestmöglichen Version erscheinen, die ich daraus hervorzaubern kann.